Bloggst du noch, oder schläfst du schon?
Dass Blogger eine eigene Spezies sind, ist nichts neues. Sie schreiben, recherchieren, veröffentlichen, bilden Meinung, verbrüdern oder bekämpfen sich gegenseitig. Sie können noch so verschieden sein, sie haben (meist) eins gemeinsam: sie leben ihren Blog.
Natürlich gibt es Pseudoblogger, die aus falsch verstandener Eitelkeit und Aktionismus eine Seite live stellen. Sie schreiben ein paar nette Artikel, hauen sie in WP und hoffen auf den großen Durchbruch. Und wundern sich anschliessend, warum keine Besucher kommen, warum bei Google nichts zu finden ist. Und dann schmeissen sie wieder hin. Und Technorati und Co. haben wieder eine Leiche mehr auf der Seite, die wieder mal in den Annalen der Blogosphäre eingeht, als … ja als was eigentlich? Als nichts!
Bloggen ist mehr als nur Wörter auf elektronischem Papier zu bannen. Viel mehr als nur Sinnloses Gequatsche über den Sinn des Lebens. Bloggen ist eine Kunst für sich selber.
Bloggen ist ein Handwerk.
Und wie es bei den meisten Handwerksberufen, ist hier auch erst die schweißtreibende Arbeit vor dem erhofften (und oft aber auch ausgebliebenen) Lohn. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Noch keiner, der mit drei-vier Einträgen die Community so in Aufruhr versetzt hat, dass jedem der Name seiner Seite wie Götterspeise auf dem Mund zergeht. Jeder fängt klein an, und wird, falls der Autor etliches an Willenskraft, Herzblut und noch viel mehr Zeit investiert, mal vielleicht beachtet.
Echtes Bloggen braucht Zeit.
Ein großteil dessen verbringt der User vor seinem Rechner und liest.
Andere Blogs, Abhandlungen, Newsletter… eigentlich alles was ihn interessiert, und was ihm helfen könnte, noch bessere, noch interessantere und noch einzigartige Beiträge zu schreiben.
Ich verbringe für meine Projekte den Großteil meiner Freizeit am Laptop.
Und wozu? Weil ich der Meinung bin, dass das was ich mache gut ist.
Recherche, Kommentare der anderen Blogs, Veröffentlichungen in Foren und Verteilerlisten… das alles läuft nebenbei.
Und warum? Weil ich mit Herz und Seele davon überzeugt bin, dass Bloggern die Zukunft gehört.
Ich habe vor einigen Tagen ein Artikel gelesen, in dem das Ende der Blogosphäre angekündigt wurde.
Ich habe erst nicht fassen können, wie jemand wirklich von dieser These überzeugt sein kann.
Grundlage der Erkenntnis war, dass nach einem doch recht geglücktem Treffen, nur wenige darüber auch geschrieben haben.
Leute, nur weil ein Event vielleicht nicht so erwähnenswert war, wie manch einer das vielleicht gedacht hat, kann es doch nicht auf die ganze Internetgemeinschaft gespiegelt werden.
Blogs sind Meinungsbildend.
Heutzutage ist es selbstverständlich, dass jede Firma einen Internetauftritt hat. Das gehört bereits zum guten Ton.
Immer mehr wird es aber auch zur Gewohnheit, einen eigenen Blog zu präsentieren.
Warum? Weil man langsam aber sicher bemerkt hat, dass dies die beste Art ist, etwas neues unter die Leute zu bringen.
Bloggen ist wie ein Lauffeuer.
Nachrichten in die richtige Richtung zu lenken, Backlinks auf wichtige Seiten zu setzen und dafür zu sorgen, dass die Information schnellstens verbreitet wird. Das alles schafft ein gut geschriebener Blogeintrag.
Leider haben es noch nicht wirklich alle kapiert.
Zwei Beispiele kann ich euch aufführen:
1. Die etwas fehlgeratene Ausgabe der IWB letztes Jahr.
IWB besteht eigentlich aus zwei Kanälen. Print und Online Media.
Dabei wird das, was in Druck geht, auch online veröffentlicht.
Als damals der Artikel mit dem Interview veröffentlicht wurde, dachten die Macher bei der IWB: schaun wir mal was passiert, so schlimm kann es nicht werden. Sie haben dabei eindeutig die Macht der Blogger unterschätzt.
Ich picke nur ein Beitrag aus der Reihe unzähliger Stellungnahmen heraus, der mir von damals in Erinnerung geblieben ist. Mediadonis schrieb in seinem Artikel: Inkompetenz zum Anfassen
Zitat:
„Was muss ich da gestern in der InternetWorld Business lesen -> “Affiliate Betrug nimmt zu” (Link zur Kurzversion in der Online-Ausgsabe)… hui, reißerische Headline, hab ich da wirklich die IWB in der Hand, oder habe ich aus Versehen die BILD aus dem Regal gezogen?“
Zitat ende
Dieser Aufmacher hat bereits gereicht, um den Artikel für alle weiteren interessanten Bloggs auf sich aufmerksam zu machen. Das Interview mit Herrn Bscheid wurde hier regelrecht (und meiner Meinung nach sehr wohl zu Recht) auseinandergenommen.
Und das Ergebnis? Allein dieser Eintrag hatte öffentliche 31 Kommentare, hiervon 17 Pingbacks (ein Zeichen, dass auf diesen Artikel hingewisen und verlinkt wurde). Ok, hab mich verrechnet, nach diesem Artikel sind es sogar 18.
Die Dunkelziffer, wie viele sonst noch hierauf verlinkt haben. Seiten wie Bagozzi.net oder 100pp haben natürlich dieses Thema dementsprechend mit aufgegriffen.
Und was die Onliner bei IWB nicht gedacht hatten, ist eingetreten. Innerhalb von wenign Stunden und Tagen hatten sie, trotz ihrer bisherigen Intergrität, eine traurige Berühmtheit erlangt.
Und das alleine durch Bloggen.
Das zweite Beispiel habe ich von Netzpolitik.org:
Markus hat hier am 31. Januar ein Artikel zur Überwachungsaffäre der Deutschen Bahn verfasst, in dem er ein internes Memo zur freien Einsicht für seiner User gestellt hat. Allein dieser Beitrag hatte bis zum 11. Februar glatte 149 Kommentare, hiervon 113 Pingbacks. Das sollte ja noch nicht das Problem sein.
Die ganze Sache ist natürlich zu Ohren der Bahnmitarbeiter durchgedrungen. Keine hätte gedacht, dass das sich so schnell alleine über Blogs veröffentlich wird.
Die Bahn hat dann das verkehrteste gemacht, was sie hätte tun können.
Anstatt aus solchen fehlern zu lernen, beginn sie den zweiten Fehler und schickte Markus eine Abmahnung. Und da begann die eigentliche Story, denn Markus setzte nun die ganze Geschichte inklusive der Abmahnung online, und ließ uns alle an der weiteren Entwicklung teilhaben. Alleine für seinen Beitrag über seine Abmahnung kassierte er zwischen dem 3. und 11. Februar 380 Kommentare!
Gott sei Dank saß dann doch ein kluger Kopf bei der Bahn. Sie hatten ein einsehen und die Sache ist mittlerweile vom Tisch.
Allein an diesen zwei kleinen Beispielen sieht man, was manche Reporter, Verlagsmitarbeiter und/oder Politiker bisher noch nicht ganz kapiert haben:
Blogger sind mächtig. Sie sind schnell, und das um den ganzen Globus herum.
Meinungsbildung kann gefährlich sein. Denn die richtigen Schlagworte in den richtigen Blogs platziert, kann über den Erfolg oder auch Mißerfolg eines Produktes entscheiden.
Auch im Affiliate Marketing spielt der Blog immer mehr eine immer größere Rolle. Durch meine Arbeit bekomme dies auch tagtäglich mit. Blogs sind flexibel, sie sind schnell und effektiv. Durch die Ära des WordPress ist auch Google mittlerweile einfacher handzuhaben. Und so setzen immer mehr Publisher auf dieses Medium, bei der Planung ihrer Internetauftritte. Celebrity-Blogs, Gutscheinseiten oder auch Vergleichsportale. Wenn man nach unten scrollt, sieht man immer öfters heutzutage den WP-Button. Auch große Betreiber wie Karsten mit 100pp setzt mittlerweile auf diese Technologie. Wenn man sich im Merchant-Blog einloggen will, hat man /wp-admin-Oberfläche vor sich.
Dies birgt natürlich wiederum neue Gefahren. Denn je einfacher eine Seite zu bauen, je schneller eine Seite online zu stellen ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass hier Unfug getrieben wird. Doch wie oben bereits erwähnt, gehe ich schwer davon aus, dass die Leute, die es ernst meinen, die Gewinner sein werden und die, die hier nur aus Jux und Dollerei mitmischen, sich auf lange Sicht nicht halten werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Den Bloggern gehört die Zukunft. Durch ihre positiven, aber auch zum Teil negativen Attribute gehören sie bald (wenn nicht schon zum Teil jetzt) zu den meistgelesenen online-Inhalten unserer Zeit. Doch wer wirklich hier bestehen will braucht Zeit, innovative Ideen und gutes Stehvermögen.
Mittlerweile ist es halb drei in der Früh. Da passt auch der Titel: Blogst du noch, oder schläfst du schon?
PS: Valentinsaktion! Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!
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