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Sind Affiliate Netzwerke betrugsresistent?

Trügerische Zahlen über Affiliate Betrug… so lautet der neue Blogbeitrag bei Zanox, welches mich heute per Zanox-Advertiser-Newsletter erreicht hat.

Zur Zeit durchFraud-Fälle auf das Thema sensibilisiert, musste ich natürlich den Beitrag lesen… und bin mittlerweile etwas durcheinander und überrascht. Diesmal allerdings nicht durch eine Verfehlung oder ein Problem beim/vom berliner Affiliate-Riesen sondern durch den verwirrenden Inhalt und dessen suggestive, allerdings falsche Bedeutung.

Kurz zum Inhaltlichen, den kompletten Beitrag könnt ihr ja direkt über obigen Link einsehen:

Das wohl zur Zeit größte Problem im Affiliate Marketing ist Brandbidding bzw. AdHijacking. Dies sorgt für den größten Teil der falsch bzw. unnötig ausgeschütteten Affiliate Provisionen im Betrugsfall.
Natürlich wird dieses Problem bei jeglicher Möglichkeit angesprochen und Kritik fällt in vielerlei Form auch auf die Netzwerke.

Allerdings, und da muss ich jetzt mal für Zanox, Affilinet und Co auch mal eine Lanze brechen, ist der Betrugsfall an sich, und die systematische Überwachung der Publisher nicht primäre Aufgabe eines Netzwerkes. Dies wird oft diskutiert aber auch missverstanden. Natürlich ist es schön wenn ein netzwerk innovative Ideen zur Fraud-Bekämpfung bietet, doch wird oft das Handling eines erwischten Publishers mit der Überwachungspflicht des Netzwerkes verwechselt.

Aber zurück zum Thema. Der Zanox-Beitrag zitiert aus einer Veröffentlichung von iBusiness, wonach bereits jeder siebte ausbezahlte Euro unrechtmäßig an den Publisher geht. Auch wird eine Studie von Xamine, dem wohl bekanntesten Fraud-Protection-Anbieter im bereich Brandbidding und Adhijacking in Teilen veröffentlicht, welches die Thesen des iBusiness-Beitrages unterstützen soll. Natürlich bleiben solche Aussagen nicht ungesehen und auch große Medien wie Spiegelonline griff diese Diskussion in einem Beitrag mit auf. Das Ganze schien leicht aus dem Ruder zu laufen, und hatte den Anschein, dass Netzwerke als wahre Fundgrube für den Affiliatebetrug gelten. Das konnte natürlich ein Netzwerk wir Affilinet, aber auch Zanox nicht auf sich sitzen lassen.

Interessanterweise erfolgte eine Prüfung der Netzwerke Affilinet und Zanox in einem Zeitraum von 14 Tagen im Februar 2012. Nach dieser Auswertung bekam Affilinet das Prädikat „sehr gut“ durch eine 0%-Fraudrate nach diesem Test. Dies ist auch im Affilinet-hauseigenen Blogbeitrag auf Affiliate Inside nachzulesen.

Das hier Zanox sowas nicht einfach stehen lassen kann ist wohl verständlich, und so wurde die Auswertung von Xamine nochmals einer hausinternen Prüfung unterzogen, mit folgendem Ergebnis:

  • Betrugsquote Affilinet: 0%
  • Betrugsquote Zanox: 0%

Und hier beginnt die suggestion einer falschen Tatsache!

Keiner zweifelt an der Auswertung dieser Daten von einem Zeitraum von 14 Tagen, dies möchte ich im Vorfeld betonen. Es ist sehr wohl möglich, dass die ausgewerteten Daten keinen einzigen Betrugsfall offen legten.
Aber wie es mit Statistiken so ist, ist dies in meinen Sinne nur Augenwischerei!

  1. Eine Auswertung über 14 Tage ist noch lange kein Beweis dafür, dass ein Netzwerk zu 100% Betrugsfrei ist. Hierzu wäre ein viel längerer Zeitraum von 1-3 Monaten notwendig.
  2. Kein Netzwerk kann Fraudfrei arbeiten, denn das Netzwerk an sich kann Affiliate-Betrug gar nicht vermeiden und auch nur ansatzweise im Vorfeld verhindern.
  3. Die Tatsache, dass ein Netzwerk gar nicht 100% Fraudfrei garantieren muss, ist kein Qualitätsmerkmal und sicherlich auch kein Verkaufsargument um Advertiser von den Vorzügen eines Netzwerkes zu überzeugen.
  4. Für mich zur Zeit ist nicht die Vermeidung eines Betrugs im Vorfeld ein Qualitätsmerkmal, sondern die schnelle und unkomplizierte Handhabung nach Bekanntwerden eines Falles.

Um irgendwelchen themenfremden kommentaren vorzugreifen. Es geht hier nicht darum dass Zanox durch ein Blogbeitrag etwas suggerieren will, was rein technisch gar nicht möglich ist. Es geht hier um die alleinige Tatsache, dass kein Netzwerk 100% Fake-frei arbeiten kann… nach Stand der derzeitigen Technik. Laut der Aussage der zwei größten Netzwerke, basierend auf eine 14-tägige Auswertung eines Drittanbieters arbeiten beide ohne Adhijacking-Probleme.

Wer kann das glauben? Auf jeden Fall kein Affiliate Manager, der Programme betreut!

Fazit: Fraud-Protection ist in aller Munde, und natürlich wäre es fein, wenn Netzwerke eine Möglichkeit finden würden, unterstützend mitzuhelfen Betrugsfälle im Vorfeld zu vermeiden. Ein Ansatz der zwar nicht neu aber sicherlich bewährt ist, fährt Zanox seit geraumer Zeit durch die freiwillige Validierung der Publisher, was ich als Agenturmitarbeiter und von Advertiserseite nur begrüßen kann. Allerdings kann eine kurzfristige Messung, und das auch nur auf bestimmte Kunden begrenzt, bei keinem Netzwerk als valide Aussage über die Sicherheit im Affiliate-Netzwerk gewertet werden. Immernoch obliegt die Überwachung von Brandbiddern und AdHijackern dem Advertiser. Ein Netzwerk kann nur unterstützende Maßnahmen und schnelle Reaktion bei Bekanntwerden eines Falles anbieten. Und genau hier sollte der Dienstleister-Ansatz beginnen.

 

9 Antworten to “Sind Affiliate Netzwerke betrugsresistent?”

  1. Markus sagt:

    Hallo Tibor, hallo Heiko,
    vorab erstmal vielen Dank für diesen interessanten Austausch, bei dem ich mir das ein oder andere Lächeln nicht verkneifen konnte.

    Als Online-Marketing-Berater finde ich bei Analysen von SEA-Accounts oder Affiliate-Programmen immer wieder Fraud-Affiliates. Das betrifft alle Netzwerke. Nebenbei, auch über den SEO-Bereich wird getrickst, was im aktuellen Artikel von Dominik Wojcik http://www.trustagents.de/blog/typosquatting-und-affiliate-schuetze-deine-brand gut nachzulesen ist. (der Tracking-Code des im Test betroffenen Netzwerkes spricht für sich)
    Tibors Meinung, vor allem Punkt 2. „Kein Netzwerk kann Fraudfrei arbeiten…“ kann ich mich nur anschließen.

    In Punkt 3 hat Tibor gut beschrieben, dass es auch nicht die Aufgabe des Netzwerkes ist, sondern nur ein Qualitätsmerkmal.
    Ich sehe das auch eher im Verantwortungsbereich eines Affiliate-Managers Fraud zu erkennen und dann gemeinsam mit Unterstützung des Netzwerkes Hintergrundrecherchen anzustellen. Der Service hier ist natürlich unterschiedlich und abhängig vom Partnerprogramm und auch dem Ansprechpartner. Auf die Schilderung tiefergehender Erfahrungen möchte ich aus diplomatischen Gründen vorerst verzichten.  Was ich mir an dieser Stelle von den Netzwerken wünsche, wären mehr Analysetools für Affiliate-Manager, um Fraud besser entlarven und sich zusätzlich etwas unabhängiger ohne die Service-Unterstützung der Netzwerke recherchieren zu können.

    Doch zurück zum eigentlichen Blog-Beitrag von Heiko und dem Eindruck des Lesers, in diesem Fall dem Meinen.
    Heiko, du hast den Artikel sehr gut geschrieben und formuliert. Zitat: „Die Trefferquote hinsichtlich Ad Hijacking liegt zumindest bei diesem Datenauszug bei NULL PROZENT.“

    Der flüchtige Leser, erfasst jedoch das nachfolgende hervorgehobene Fazit. Zitat: „Betrugsquote affilinet: 0% – Betrugsquote zanox: 0%“, vor allem bei dem Artikelumfang. Das suggeriert dem Leser die Netzwerke seien Fraud frei, weil der Beweis von Xamine nach eigenen Angaben wiederlegt wurde.
    Im Weiteren liest man, eine erweiterte gemeinsame Recherche sei nicht zu Stande gekommen. Das kann ich durchaus verstehen, da wir hier auf viele Interessenskonflikte stoßen. Diese Konflikte verhindern jedoch eine schnelle Lösung der Problematik.

    Was wäre denn wenn Zanox oder ein anderes Netzwerk wirklich dazu in der Lage wäre Fraud in realtime zu erkennen?
    Wozu bräuchte ich dann noch Xamine?
    Wie würde sich der Umsatz der Netzwerke entwickeln der ja auch aus dem Fraud besteht? .. und damit meine ich nicht nur die diskutierte Spitze des Eisberges, die in diesem Fall wiederlegt wurde.

    Alles spannende Fragen die noch für viel Gesprächsstoff sorgen werden.
    Bin gespannt wie sich das Thema in den Medien fortsetzt.
    Beste Grüße Markus

  2. Tibor sagt:

    Immer diese Linkklauer! *lach* Aber sei’s drum. 🙂

  3. So und jetzt haben wir uns alle wieder lieb 🙂

    Es ist doch nur legitim, dass jeder Anbieter sich bestmöglichst präsentieren möchte und es ja auch verschiedene marketingtechnische Ansätze gibt, ein Produkt oder eine Dienstleistung optimal zu „verkaufen“.

    Solche Studien führen ja auch immer zu einem gewissen Eigenmarketing und werden oftmals sehr populistisch ausgeschlachtet.

    Ich denke niemand kann verneinen, dass es Betrug im Affiliate-Marketing nach wie vor gibt, egal ob in den USA, in UK oder auch in Deutschland.

    Letztendlich sehe ich allerdings die Affiliate-Netzwerke als technischen Dienstleister. Eigentlich sollte es die Aufgabe des jeweiligen Affiliate-Managers sein, seine Affiliates zu kennen, zu wissen woher der Traffic kommt und auf welchen Seiten die Werbung eingebunden ist. Ein erfahrener Affiliate-Manager sollte daher auch präventiv auf Betrug reagieren und es erst gar nicht soweit kommen lassen.

    Leider fehlt bei den Advertisern häufig das Wissen und Know-How um Betrug zu erkennen. Daher kann ich jedem nur wärmstens meinen Workshop im Oktober hierzu empfehlen 🙂

    http://www.affiliate-conference.de/workshops/fraud-protection/

    Mit friedlichen Grüßen 🙂
    Markus

  4. Hallo lieber Herr Graf,

    es ist immer wieder schön, sich mit der Szene zu unterhalten – dafür mag ich die Online-Marketing Branche!

    Und zu Ihrem letzten Satz: “ Auf unser Angebot, gemeinsam eine Erhebung zu machen, warten wir bis heute auf eine Antwort.“
    Nicht ganz korrekt. Die Anfrage kam von Xamine, Peter Herold. Und ihm habe ich persönlich am 04.02.2013 geantwortet.
    Zitat aus der Mail: „wir haben uns entschieden, diese Aufgabe nicht wahr zu nehmen – ich denke auch, das wäre eine Vermischung von Interessen, die für beide Seiten und für die Studie nicht förderlich wäre“

    Beste Grüße nach München!

  5. Joachim Graf sagt:

    Hallo,
    ich habe als Herausgeber von iBusiness mich vergangenes Jahr ziemlich aus dem Fenster gelehnt, weil ich die Indizien von Affiliate-Fraud, die aus der Auswertung ein deutliches Signal für eine Gefährdung der Investitionen der Onlineshops gaben.

    Ich ging davon aus, dass es im Interesse aller Affiliate-Netzwerke sei, entsprechende Tests und Proben durchzuführen. Deswegen wurden den Affiliate-Netzwerken auszugsweise Testdaten zur Verfügung gestellt, um den iBusiness-Beitrag zu verifizieren. Die Reaktion war (um es positiv zu formulieren) deutlich zurückhaltender als noch im Lichte der Messeöffentlichkeit. Auf eine Antwort, die über ein „bei uns ist alles in Ordnung“ hinausgeht – also eine technische Antwort, hat uns bis heute nicht erreicht ….

    Zuletzt hat Zanox uns zu Jahreswechsel angekündigt, man wolle den Skandal (skandalös ist nicht der Affiliate-Betrug, sondern die Berichterstattung darüber) öffentlich machen. Auf unser Angebot, gemeinsam eine Erhebung zu machen, warten wir bis heute auf eine Antwort.

  6. Tibor sagt:

    Genau in die Richtung denke ich auch Andreas. 🙂 Und nochmal für alle Fans und Freaks… nein ich möchte nicht schon wieder auf Zanox rumschlagen *lach*

  7. Tibor sagt:

    Hi Heiko, nein auch wenn es vielleicht den Anschein hat (welches ich diesemal nicht beabsichtigte) dass ich dauernd auf euch rumhake… diesmal ging es um das generelle Thema was in dem Blogbeitrag steht. Ihr habt nunmal den Blogbeitrag verfasst, daher musste ich auch auf diesen Antworten *lach*

    Mir gehts um die Tatsache an sich, dass die Diskussion hier einfach in die falschen Kanäle läuft. Denn ihr als Netzwerk könnt gar nicht fraudfrei arbeiten… noch nicht. Und das wollte ich mit meinem Kommentar ausdrücken.

    Was ich suggestiv finde? Die Passage wo es von euch, aber auch von Affilinet heisst: Fraud = 0%.
    Das lässt den Anschein erwecken, dass hier ein Sicherheitsgefühl herrschen sollte da ja laut Auswertung von den Netzwerken aber auch von Xamine ihr beide ohne Fraud seid. Und dies spiegelt sich im Artikel wieder.

  8. Andreas sagt:

    Ich denke, die Verantwortung liegt sicher bei den Agenturen bzw. Merchants – aber gute Netzwerke sollten das Feedback bzgl. auffälliger Publisher aufgreifen und entsprechende Auffälligkeiten bei anderen Programmen, in denen die Publisher aktiv sind, überprüfen (und ggf. die betreffenden Agenturen/Merchants informieren).

  9. Hallo Tibor,

    es entwickelt sich ja allmälich zu einem schönen Dauerdialog mit Dir… !? 😉

    Aber im Ernst die Frage:
    Entweder habe ich den Blog-Beitrag falsch verfasst – oder Du hast ihn falsch verstanden.
    Es (sollte!) nicht ein einziges mal in dem Text der Eindruck entstehen, dass wir (zanox) behaupten, Fraud frei zu sein.
    Und die Messung von 2 Wochen – ist weder von uns beauftragt, noch gewünscht, noch irgendwas – sondern das war die Beispielauswertung von Xamine. Und auf der Studie von Xamine basiert der ganze anschließende Medienhype um „Betrug im Affiliate-Marketing“.

    Und wir haben uns nur dazu geäußert – fast ein Jahr nach der Veröffentlichung – weil genau diese Studie erneut durch diverse Medien lief – als vermeintlicher Beleg.
    Ziel war es nur, diesen Beleg zu relativieren – denn bei zanox hat er nichts belegt. Und unsere Prüfung bezieht sich auf die Prüfung der uns zur Verfügung gestellten Xamine-Auswertung.

    Wo ist also das Problem? Wo siehst Du hier „suggestive, allerdings falsche Bedeutung“ im Artikel. Bitte zeigen mir direkt am Text, wo wir behaupten, dass wir kein Fraud hätten?

    Liebe Grüße
    HEIKO

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