Problemkind Gutscheine im Affiliate Marketing
Gutscheine und Affiliate Marketing – das sind mittlerweile zwei nicht mehr voneinander zu trennende Worte. Seit etwa 3-4 Jahren boomt das Geschäft mit Rabatten, Nachlässe und Preisverfall durch Gutschein-Angebote. Daraus resultiert auch die Tatsache, dass 2011 bereits über 80.000 Gutscheinseiten wie aus dem Bodem geschossen sind. Auch Onlineshops haben diese Möglichkeit der Käufergenerierung längst erkannt und nutzen Coupons online wie offline.
Bisher gab es stets von Seiten der Merchants Bedenken, inwieweit Gutschein-Publishing für das Image eines Webshops von Nachteil wäre. Wenn ihr rechts oben Gutschein in die Suchbox eingibt, findet ihr auch hier bereits einie Artikel zu diesem Thema.
Nun tun sich aber ganz andere Probleme auf, mit der sich Publisher wie Advertiser beschäftigen müssen.
1. Gutscheine nur für Neukunden?
Viele Shops haben mittlerweile festgestellt, dass die heutige Geiz-ist-geil-Mentalität nicht nur positive Auswirkungen hat. Rabattaktionen sollen hauptsächlich das Interesse von Neukunden auf die angebotene Produkte lenken. Stattdessen aber entwickeln immer mehr User ein Kaufverhalten, das sich auf die gezielte Jagd nach Angeboten und Nachlässen richtet.
Kurz vor dem Kauf wird nochmal nach einem Gutscheincode geschaut, oder beim zufälligen Rumsurfen wird ein Rabatt für ein Shop gefunden, den der User eh besuchen wollte.
Und hier beginnt die Problematik. Denn viele Shops haben nun das Problem, dass durch die virusartige Verbreitung von diversen Gutscheincodes über verschiedene Kanäle nun nicht nur Neukunden sonder vor allem Bestandskunden sich zu weiteren Käufen verleiten lassen.
Die Diskussion ist vorprogrammiert. Der Advertiser sagt dass 90% der Bestellungen von Stammkunden stammen, die sowieso bestellt hätten. Der Publisher sagt natürlich, dass er ja nicht wissen kann, ob nun ein Neukunde oder Bestandkunde über seine Seite gegangen ist und die Werbeleitung dieselbe sei.
Was nun? Natürlich kann man polarisieren und entweder alle Gutscheinkäufe stornieren oder eben weiterhin belassen.
Eine bessere Alternative bietet die Möglichkeit, über eine Variable im Trackingpixel den Unterschied zwischen Neu- und Bestandskunden mitzutracken, um eine genaue Aussage treffen zu können. Manche Advertiser vergüten daraufhin nur noch Gutscheine für Neukunden, dafür aber auch Gutscheineinkäufe, dessen Codes von anderen Kanälen, wie Amazon oder Flyer stammen können. Andere Merchants verringern einfach die Provision bei Gutscheinpublishern, soweit bei einem Sale ein Gutschein verwendet wurde.
2. Gekaufte Gutscheine
Ein ganz anderes Problem kommt auf Onlineshops zu, die Geschenk-Gutscheine anbieten.
Was passiert eigentlich, wenn ein braver Sohn ein Geschenkgutschein über 100,- EUR seiner Mama zum Geschenk macht? Die Beschenkte wäre vielleicht ohne diesen Gutschein gar nicht in dem Onlineshop gelandet. Bekommt ein Publisher über dessen Link ein Käufer beim Advertiser landet und sein Warenkorbwert mit einem Geschenkgutschein reduziert überhaut eine Provision? Oder ist allein der Gutschein an sich dafür verantwortlich dass der Kunde eingekauft hat? Bezahlt der Merchant sogar doppelt Provision? Schliesslich ist ein Geschenkgutschein auch eine Ware, welches gekauft wurde. Und wenn der Käufer über ein Affiliate Link gekommen ist, bekommt er auch eine Provision dafür. Muss dann der Merchant anschliessend auch Provision zahlen, wenn eine andere Person nun mit diesem Gutschein einkauft? Fragen über Fragen. Vor allem weil Geschenkgutscheine kein Ablaufdatum besitzen dürfen.
Doch spinnen wir den Faden noch weiter.
Was ist wenn der Gutschein für ein international aufgestellter Online in Euro gekauft wurde, aber in einem anderen Land in einer Fremdwährung eingelöst wird? Muss dann dem Publisher der dafür eine Provision kassiert hat, wieder eine Negativprovision gutschreiben?
Die non-plus-ultra-Situation: Ein Gutschein wurde in Deutschland gekauft, ein halbes Jahr später in der Schweiz eingelöst. Das Produkt wurde allerding nicht ausgepackt, sondern in der Originalverpackung mit Rechnung ein Jahr aufbewahrt. Nach einem Jahr wird das Paket aufgemacht, und man stellt Mängel am Produkt fest, sodass dieser zurückgegeben wird… was passiert nun mit de Provisionen? … ich weiss, das geht langsam zu weit, aber vor dieser Situation stand vor kurzem ein befreundeter Marketingmanager einer hoch angesehenen Luxusmarke.
3. Indirekte Gutscheinangebote
Im Ausland bereits gängige Praxis, kommt doch folgende Situation auch bereits in Deutschland langsam in Mode.
Testszene: Ein Advertiser bietet auf seiner Landingpage seinen Kunden an, sich in ein Newsletter einzutragen. Ein Kunde kommt über ein Affiliate Link, kauft nichts, schreibt sich aber in die Newsletterliste ein. 2 Tage später bekommt er eine Email mit einem Gutschein, sozusagen als kleines Dankeschön für seine Anmeldung. Er nutzt diesen noch am selben Tag und tätigt sein Kauf.
Der Merchant sagt: Der Kunde hat den Kauf deswegen getätigt, weil er vom Advertiser ein Gutschein direkt per Mail erhalten hat.
Der Publisher sagt: Der Kunde ist durch seine Werbemaßnahme überhaupt auf die Seite des Advertisers gelangt, und der Kauf ist innerhalb der Cookielaufzeit entstanden. Daher steht ihm auch eine Provision zu.
Wer hat nun recht? Wie bereits erwähnt, im Ausland stornieren mittlerweile Advertiser solche Sales… wäre das auch in Deutschland eine gängige Praxis?
Wie ihr seht, so einfach ist das gar nicht mit den Gutscheinen im Affiliate Marketing…
14 Antworten to “Problemkind Gutscheine im Affiliate Marketing”
Trackbacks/Pingbacks
- Affiliate Auslese November 2012 | Online Marketing Agentur (Projecter GmbH) - […] in diesem Monat wurden wichtige Themen beleuchtet. Unter anderem war die Gutscheinproblematik im Fokus von kolumne24.de. Das Thema wird…
Hallo André,
schau mal hier – sollte genau das sein, was du suchst. 🙂
http://wordpress.org/support/plugin/coupon-code-plugin
Gruß
André
Hallo André, jupp solche Plugins gibt es sicherlich, die meisten lösen dies allerdings mit einem Iframe, sodass bei Klick die Seite des Advertisers aufgeht, und der User trotzdem noch auf deiner Seite sich befindet. Oben erscheint dann der Gutscheincode. Schau doch mal dich bei den diversen WordPress-Gutscheinseiten um, und schau dort einfach mal in den Quelltext. 🙂 Ich habe deine Frage auch gleich bei Facebook in unsere Gruppe für WordPress und SEO gepostet. Vielleicht schaust du da auch mal vorbei. https://www.facebook.com/groups/wordpressundseo/
LG
Tibor
Hallo Tibor,
ich habe nicht direkt eine Anmerkung zu diesem Blogpost, sondern wollte Dich um Rat fragen.
Und zwar bewerbe ich auf meinem Blog (WordPress) Gutscheincodes verschiedener Onineshops, indem ich die aktuellen Gutscheincodes aufliste und darunter einen Affiliate-Link zum jeweiligen Shop setze. Ich vermute, dass viele Besucher meines Blogs sich den Gutscheincode rauskopieren, nicht auf den Affiliate-Link klicken und ich dementsprechend keine Provision für den Sale bekomme.
Kennst Du zufälligerweise ein Plugin o.ä. zum Einbauen, das die Besucher dazu zwingt auf den Affiliate-Link zu klicken, um sich den jeweiligen Gutscheincode anzeigen zu lassen? Oder weißt Du evtl. mit welcher Programmiersprache man ein entsprechendes Tool am besten selbst programmiert bzw. programmieren läßt?
Herzlichen Dank im voraus und viele Grüße,
André
Interessantes Thema, schaut doch einfach bei der Tactixx vorbei, hier werde ich einen Vortrag dazu halten und Lösungsvorschläge erörtern.
Für die Advertiser und Agenturen unter euch, wäre klasse, wenn Ihr meinen Survey dazu ausfüllen könntet.
http://de.surveymonkey.com/s/8YL5QQN
VG
Daniel
Interessanter Beitrag mit viel wahrem Inhalt – auch in den Kommentaren. Neben den schon genannten Problemen droht auch noch die Mögliche Problematik bzgl. des generellen Cookie-Verbots. Dies ist bekanntlich für den gesamten Affiliatebereich eine riesige Herausforderung.
Am besten wären für Gutscheinbereich wirkliche „exklusive“ Codes, die direkt auf den Seitenbetreiber gebrandet sind. Auf diese Weise würde sich vom Merchant nachvollziehen lassen, welcher Code eingesetzt wurde und wer somit originär verantworlich für den Sale und/oder die Neukundengewinnung war. Auch könnte man damit dem ständig -zurecht- monierten Klau von Print und NL-Coupons weiter vorbeugen.
Es ist und bleibt auf jeden Fall spannend. Dein Beispiel mit den 80.000 Pages ist schon bezeichnend… Immerhin hat die Masse auch den öfters genannten Effekt der Förderung von Markenbekanntheit für kleinere/neuere Shops. Wenn unzählige Seiten darüber berichten kann es sich ja (je nach Qualität) auch positiv auf die Wahrnehmung und das Ranking im google Index auswirken.
Die Sache mit dem Newsletter ist natürlich verzwickt. 30 Tage Cookielaufzeit sind ja in etwa die Regel und eigentlich kann der Shop doch wirklich davon ausgehen: Hat der Kunde keinen neuen Cookie „gefangen“, dann hat das schon seine Richtigkeit. (Ok, ich argumentiere hier klar aus Publishersicht. :))
Hallo zusammen,
ich bin euer Meinung es gibt zu viel schwarze Scharfe im gutschein bereich.
Die unterschreiben selber ihr Todes Urteil. Weil irgendwann haben die Leute keine Lust mehr, danach zu suchen und schauen sich dann nach etwas anderes um. Muss halt jeder für sich selber entscheiden. Ich bin auch dafür das man nur das anbieten sollte was man auch wirklich bekommt. Es werden bald immer mehr online shops sich aus dem Geschäft ziehen. Oder sie mache etwas anderes, wie es viele shops schon gemacht haben. Und wehr muss drunter leiden,natürlich immer die kleinen.
Gruß
Danny
@Daniel – Es gibt Customer Journey Lösungen mit Attributierung – macht hier doch den Vorreiter – bislang traut sich ja keiner 🙂
Gruß
Thomas
Also du hast hier noch den Brennpunkt von Browser Plug Ins von Gutscheinseiten vergessen, was eigentlich dem Cookiedropping gleich kommt 😉
Finde die Zusammenstellung gut. Allerdings, solange man nicht eine zuverlässige und einheitliche Verprovisionierung der einzelnen Partner eine Customer Journey hat, muss man als Advertiser immer nach dem Last-Cookie Wins Prinzip gehen.
Dadurch ist jetzt die Entscheidung nicht unbedingt gerecht aber klar. 😉
Du hast Recht. Die Probleme im Gutschein Marleting sind schwer in den Griff zu bekommen. Bin mal gespannt auf die Lösungsansätze die da kommen werden.
Sehr viele Gutscheinseiten bieten auch Gutscheine an, die es gar nicht gibt. Und zum Vorwand gibt es dann noch ein Formular, wo Besucher der Seite eigene Gutscheine einstellen können. Ich finde man sollte die Kunden/Besucher nicht „verarschen“ und immer ehrlich bleiben. Das versuchen wir besser zu machen. Wir versuchen auf Einkaufs-Wunder, Rabatte mit Artikeln zu verknüpfen.
In Zusammenarbeit mit…? 🙂
Lass uns im Lochhamer’s darüber reden.
HA! Ich liebe ja dieses „15% mehr Provision für einen Neukunden“.
Da stellt sich nämlich sehr schnell die Frage: Wann ist’s denn ein Neukunde? Wenn mit dieser Email-Adresse noch nie jemand bestellt hat? Wenn mit dieser Anschrift noch nie jemand bestellt hat? Mit dem Namen und der Anschrift? Reicht dann ein Vertipper im Namen?
Das gesamte Thema „Gutscheine im Affiliate-Marketing“ wäre ‚mal ein gutes Whitepaper wert.. wie siehts aus Tibor? 🙂
Alles hat hier natürlich sein Pro und Kontra – Merchants werden in Zukunft sicherlich immer mehr auf Customer Journey und Attributierung (Sale Split) – Somit hast du zum einen den Vorteil – Abgraser sind somit einfach besser in den Griff zu bekommen, strategisch wichtige Partner profitieren von dieser Lösung – da Sie an Provisionen, die sonst dem Abstauber zugewiesen werden, mit verdienen können.
Zu Punkt 3:
Auch hier kann dieses Provisionsmodell (Attributierung) helfen, denn der Merchant kann so dann beispielsweise sagen ok – ich gebe 50% dem Publisher trotzalledem auch mit.
Der Merchant sieht dank Customer Journey genau, welche Kontakte wann vorhanden waren um so mehr Transparent zu erhalten
Publisher sollten nicht zuviel Panik bekommen denn gute Publisher werden garantiert mehr verdienen können.