Betrug im Affiliate Marketing
Eine Email, die mich vor kurzem erreichte, und die Reaktion eines der größten Netzwerke in Deutschland bewog mich, ein wenig auf das Thema Betrug im Affiliate Marketing einzugehen. Zur besagten Email komme ich noch weiter unten.
Wie in jedem Onlinekanal, gibt es im Affiliate Marketing auch schwarze Schafe. Sie lernen stets neue Tricks, wie man Betrügen kann, wie gefakte Leads generiert werden können, wie Sales die niemals stattfanden vergütet werden, oder wie man unerlaubt Cookies setzt um vielleicht den einen oder anderen Sale zu ergattern.
Dem gegenüber stehen die Experten bei den Netzwerken und Agenturen. Menschen, die Tag für Tag damit verbringen, die Interessen Ihrer Kunden zu wahren, und ein sauberes Affiliate Marketing zu gewährleisten.
Es gibt vielerlei Methoden, neue und veraltete, wie ein Publisher an Provisionen kommen kann. Diese Lücken sind meist selbstgestrickt, hin und wieder aber auch durch Netzwerke oder dem Kunden selber verursacht worden. Denken wir mal an die Aufregung, als jeder darüber sprach, dass ein Netzwerk ohne den Kunden direkt zu informieren, Postview zugeschaltet hat. Oder dass ein Partnerprogramm kein anständiges Salesabgleich durchführen konnte, somit einfach ein bestimmter Prozentsatz der Sales storniert wurde, und dadurch dem Kunden direkt ein finanzieller Schaden entstand. Das hatten wir alles schon durch, doch meistens sind es immer bestimmte Publisher, die durch Tricks ihr Glück versuchen.
Cookiedropping ist wohl mit die älteste Methode. Man verpasst einem User, soweit er auf eine Webseite gelangt, jede Menge Affiliate-Cookies, in der Hoffnung, er wird schon bei einem der Seiten landen, die durch ein Cookie angesprochen werden. So kassiert der Publisher für Sales, die nicht er initiiert hat.
AdHijacking ist zur Zeit auch eine sehr beliebte Methode. Google erlaubt jeder Anzeige nur ein Mal ein Platz einzunehmen. Das bedeutet, dieselbe Anzeige kann nicht mehrfach auf einer Seite angezeigt werden. Was passiert nun, wenn ein Publisher auf die Idee kommt, die Anzeige eines bekannten Advertisers 1:1 zu kopieren? Er übernimmt Titel, Text und die Display-URL (der angezeigte Link muss nicht mit dem tatsächlichen Ziel übereinstimmen), er überbietet so lange für bestimmte Keywords, bis er besser positioniert ist, wie die Anzeige des Advertisers. Nach der Regel von Google, wird somit die gefälschte Anzeige gezeigt, die Originalanzeige verschwindet. Meist wird dies zu späten Uhrzeiten oder am Wochenende durchgeführt, und man versucht durch Geotargeting aus dem Umfeld des Kunden raus zu bleiben, um nicht aufzufallen.
Mittlerweile gibt es Mittel und Wege, dagegen anzugehen.
Paypal-Klau ist mittlerweile auch in Mode gekommen. Es werden auf diversen Seiten Paypalkonten angeboten, meist sogar mit einem Guthaben drauf. Man kann diese Konten kaufen. Und wie einfach ist es mit einem Paypal-Konto einzukaufen, das nicht einem selber gehört? Sales und Leads zu generieren ohne dafür ein Cent auszugeben?
Asia-Connection ist auch ein sehr beliebtes Spiel. Man nehme hierzu ein Haufen Arbeitslose in Asien, verfrachte sie in ein Raum mit vielen Computern, drücke ihnen ein Manuskript in die Hand, auf der mit Screenshots erklärt wird, wo sie auf einer fremdländischen Seite was klicken müssen und schon kann der Spass losgehen. Diese Menschen erhalten meist in einer Tabelle Namen und Adressen von realen und fiktiven Personen, so dass hier eine Plausibilitätsprüfung kaum möglich ist und bestellen und generieren Leads. Die meisten dieser Leads werden storniert. Aber es gibt eine Schlupfloch-Quote. Diese Quote reicht den Hintermännern vollkommen aus um Profit zu machen.
Ich warte ehrlich auf den Tag, an dem man bei Ebay Affiliate-Accounts ersteigern kann.
Aber kommen wir zu der oben genannten Email und seine Auswirkungen. In dieser Mail wird davor gewarnt, dass es für ein Publisher relativ einfach ist, sich bei über 600 Partnerprogrammen anzumelden, ohne dass der Programmbetreiber davon was mitbekommt.
Die Rede ist von Zanox‘ hauseigener shop@-Lösung. Hierbei bietet Zanox Publishern an, die keine eigene Webseite oder Onlineshop haben, relativ einfach ein eigenes Shopsystem zu kreieren. Einfach bei Zanox sich als Publisher registrieren lassen, die Kriterien ausfüllen (das sind die Punkte, von welchen Sachen die Webseite sich distanziert) und für shop@ anmelden. Direkt nach der Registrierung erhält man ein Code, bei dessen Aufruf ein kompletter Shop erscheint. Der Clou hierbei ist, dass der Shop alle Produkte aus den Datenbanken der Shops führt, die den Publisher „shop@“ akzeptiert haben. So kann der Affiliate sich sehr wohl mit wenigen Klicks indirekt bei über 600 Partnerprogrammen anmelden. Das Video von FSOM zeigt in Echtzeit, dass dies keine 2 Minuten dauert.
Die Idee an sich ist nicht schlecht, denn Zanox bietet dies als Service an, damit Publisher einfach und effektiv über einen eigens für sie generierten Shop den Advertisern Umsatz bescheren können, ohne große Hürden in den Weg zu legen.
Die Gefahr dabei ist, dass hier der einzelne Publisher nicht ohne Schwierigkeiten erkannt werden kann, denn alle Sales die diese Publisher generieren tauchen als Sales für „shop@“ im System des Advertisers auf. Und hier liegt das Problem. Denn wenn ein Affiliate auf Idee käme, durch Betrug wie AdHijacking oder Cookiedropping Sales zu generieren, die ihm gar nicht zustehen, lässt sich dies meist nicht ohne weiteres feststellen. Etliche Agenturmitarbeiter erhielten schon Emails, in dem ein Publisher nach einer ausstehenden Provision fragt. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass dieser Publisher gar nicht als Affiliate im eigenen Programm geführt wird. Erst nach längerer Recherche kommt man dahinter, dass es sich hierbei um einen Publisher aus dem Pool von „shop@“ handelt.
Die Email, die an diverse Advertiser ging ist etwas unglücklich formuliert. Denn es wird suggeriert, dass der Advertiser ein Problem hat, beziehungsweise es sich hierbei um einen Fehler handelt, welches durch den Advertiser in Ordnung gebracht werden kann. Meiner Meinung nach ist es kein Fehler, doch bestimmt eine Sicherheitslücke, allerdings von Seiten Zanox. Denn der gutgemeinte Service-Gedanke um Publishern einen erleichterten Zugang zu den Programmen zu bieten (welches eigentlich sehr positiv bewertet werden sollte) kann sehr schnell als Schuss nach hinten angesehen werden. Denn unauffällige Betrugsfälle werden gar nicht registriert. Erst wenn der Publisher den Hals nicht voll bekommen kann und übermütig wird, deckt man meist dieses Problem auf.
Die Reaktion von Zanox war in meinen Augen übertrieben. Nirgendwo in der Email wird Zanox als Kern des Problems genannt und nirgendwo wird öffentlich das Netzwerk an den Pranger gestellt. Das Video, welches kursiert, zeigt auch kein Betrugsfall sondern ist lediglich eine Aufzeichnung einer legalen und offenen Anmeldeprozedur. Natürlich muss sowas nicht von einem Netzwerk gestattet werden. Ich sehe das hier lediglich als Text eines Netzwerkes. Solche Tests wurden schon mehrfach durchgeführt und veröffentlicht. Wenn als Reaktion allerdings der Urheber dieser Mail und des Tests aus dem Netzwerk ausgeschlossen wird emfpinde ich das übertrieben.
Anstatt mit eventuellen gerichtlichen Schritten zu drohen, hätte das Netzwerk direkt Aufklärungsarbeit leisten sollen. Mit der etwas hart formulierten Mail an alle Advertiser sehe ich hier eher eine Trotzreaktion. Viel effektiver wäre es gewesen, Advertiser über das Thema „shop@“ aufzuklären.
Zugegeben, die Mail von Dennis ist etwas missglückt formuliert und erweckt den Anschein von Panikmache. Mir persönlich gefällt der Inhalt aber nicht die Ausführung (das ist aber lediglich meine subjektive Meinung). Im Grunde wollte Dennis hier lediglich darauf hinweisen, dass es sehr wohl Möglichkeiten gibt unbemerkt dem Advertiser Schaden zuzufügen, wenn der Publisher es darauf anlegt. Durch die Formulierung natürlich war es eine gelungene Marketingmaßnahme um auf das eigentliche Produkt von FSOM hinzuweisen, welches Advertiser helfen soll, schwarze Schafe zu erkennen und Betrugsfälle aufzudecken. Sehr lesenswert allerdings ist die Cookie-Stuffing-Studie die weiterführende Informationen zum Thema Affiliate Betrug liefert.
9 Antworten to “Betrug im Affiliate Marketing”
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„Dem gegenüber stehen die Experten bei den Netzwerken und Agenturen.“
Ich lachte.
shop@ als pauschale Hintertür zum lustigen Betrügen zu bezeichnen ist sicherlich der falsche Ansatz. Genügend One-Shot-Seller oder Microaffiliates nutzen diese Lösung und sie erfüllt damit ihren Zweck. Auf der anderen Seite fällt das Thema Transparenz bei dieser Lösung komplett hinten über und je höher der Anonymisierungsgrad ist, desto höher ist ganz nüchtern betrachtet auch das Fraud-Risiko.
Die Professionalität wächst auch bei Advertisern im Affiliate-Marketing, so dass man früher oder später um eine höhere Transparenz nicht herum kommt, wenn man sich besser informierte und damit risikobewusstere Advertiser nicht vergraulen will.
Just my 2 Cents…
Ist schon klar, ein Vogel macht hier mal wieder einen Mega Hype, obwohl Highjacking etc ein alter Hut ist. Nehmt euch mal richtige Kanäle vor, bei denen beschissen wird.
Sehr lustig ist auch mal wieder, selbst jahrelang unsauber eingestrichen und jetzt auf Saubermann 🙂
Eigentlich seit ihr einfach nur verlogen,…
Flo
*seufz* das Recht auf Meinungsfreiheit sollte auch von mir nicht beschnitten werden. *zwinker*
„Im Grunde wollte Dennis hier lediglich darauf hinweisen, dass es sehr wohl Möglichkeiten gibt unbemerkt dem Advertiser Schaden zuzufügen, wenn der Publisher es darauf anlegt.“
heisst
Im Grunde wollte Dennis hier insbesondere darauf hinweisen, dass es sehr wohl Möglichkeiten gibt offiziell von Advertisern Geld zu bekommen, wenn man auf diese Art seine „Protection“-Lösungen verkaufen will.
Du hast recht Sascha, AdHijacking ist ein großes Problem. Mich wundert es eh, warum hierfür bisher nur Drittanbieter als Lösung gibt. Das wäre doch mal ein USP für ein Netzwerk 🙂
Wer lesen kann ist klar im Vorteil 🙂
Hallo Tibor,
danke für deinen Bericht und Glückwunsch, dass FSOM und du das alles heute schon gemerkt haben 🙂
Naja da merkt man halt einfach, dass in der Online Branche kaum einer Ahnung hat.
Grüsse und hochachtungsvoll
Florian
Ich habe das Gefühl, dass das Thema Agentur vs. Netzwerk aufgrund der beiderseitigen Formulierungen unnötig zu einem Hype aufgebaut wurde. Meine Diskussionen mit anderen Advertisern führten zusammengefasst zur Aussage: „Warten wir mal ab, worum es hier tatsächlich geht.“ Mittlerweile wird das Thema doch sachlicher gesehen. Vermutlich hatten zahlreiche Advertiser bereits vorher auffällige Sales durch „shop@“.
Ich sehe aktuell ein deutlich größeres Fraudpotential im AdHijacking (unabhängig von shop@). Hier ist der Betrug ohne effiziente, teure Softwarelösung kaum nachweisbar.