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Funktioniert Bloggen in Deutschland? Teil4

Unlängst veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung in ihrem Onlinemagazin einen Artikel von Felix Salmon. Hierbei ging um 10 Thesen, die Felix aufgestellt hat, warum bloggen in Deutschland nicht funktioniert.Diese 10Teilige Reihe bei kolumne24.de beschäftigt sich mir jeweils einem Punkt aus Felix‘ Ausführungen.

Rückblick Teil1
Im ersten Teil ging es um die Aussage, in Deutschland würden sich Experten mit ihrer Meinung in Blogs zurückhalten, anstatt sie mit uns zu Teilen. Deswegen ist die deutsche Blogkultur schlechter als im Ausland.

Rückblick Teil2
Im zweiten Teil dieser Serie beschäftigte ich mich mit dem Thema, in wie weit sich die angebliche vs. vorhandene Qualifikation in Deutschland auf die Inhalte der Blogs und die Lesebereitschaft der User auswirkt.

Rückblick Teil3
Der dritte Part: In Amerika nehmen politische Größen und Wirtschaftsbosse die Blogger und ihre Wirkung auf die Geimenschaft sehr ernst. In Deutschland ist dies noch nicht so ausgeprägt. Funktioniert deswegen bloggen in Deutschland wirklich nicht?

Hier folgt Grund 4, warum bloggen in Deutschland nicht fuinktioniert

Um ein guter Blogger zu sein, muss man ganz andere Dinge können als ein großer Ökonom oder Banker. In Deutschland denken die Menschen dauernd an ihre Karriere und kümmern sich eher um die Fähigkeiten und Voraussetzungen, die wichtig sind für ihren Beruf, als um die viel weniger wichtigen Faktoren, die sie zu einem guten Blogger machen würden.

Ist es wirklich so? Nehmen die Deutschen ihren Beruf zu ernst und vernachlässigen dafür die Softskills, die für einen guten Blogger notwendig wären?

Schauen wir es uns doch mal an. Folgende Punkte sind in meinen Augen wichtig für einen Blogger:

  1. Ideenreichtum
  2. Wissen
  3. Hingabe
  4. Ausdauer
  5. Kritikfähigkeit

Vorerst müssen wir zwischen zwei Arten von Bloggern untescheiden.

a) Freizeitblogger
Der Freizeitblogger eröffnet seinen ersten Blog um einfach mal seine Gedanken und alles was seiner Meinung nach zu sagen ist, in seinem „Tagebuch“ fest zu halten. Viele dieser Blogs existieren und haben eine, mehr oder minder große, Leserschaft. Hierbei geht es dem Blogger weniger darum, eine gewisse Anzahl an User zu erreichen. Eher darum, um seine Gedanken auf zu schreiben.

b) Vollblublogger
Der Vollblutblogger schreibt nicht nur einfach einen Blog. Er zelebriert regelrecht seine Seite. Meist ist er in dem Bereich, aus dem er schreibt Experte, oder wenigstens so weit in der Thematik drin, dass er genug Gedanken und Fakten zusammenbringen kann, um seine Seite zu füllen. Er nimmt sein Blog ernst, es ist nicht nur ein netter Zeitvergleich. Nicht selten verbringt er einen Großteil seiner Zeit damit, zu suchen, zu recherchieren und zu sehen was andere aus dieser Gemeinde zu „seinem“ Thema zu sagen haben. Er informiert, er lehrt und gibt Tipps.

Nun die Punkte, die ein guter Blogger ausmachen, im Vergleich zur Aussage von Felix, was angeblich den Deutschen fehlt.

1. Ideenreichtum:
Ohne Ideen geht es nicht. Wenn jemand nicht weiss worüber er schreiben soll, schreibt er entweder nicht, oder er hat eine Schreibblockade. Die meisten Blogger allerdings haben mehr als genug Ideen. Das sieht man alleine an der Anzahl der Blogbeiträge, was über die Jahre sich ansammelt.
Natürlich beschäftigen sich die Deutschen im ihrem Job, wollen immer mehr und streben nach Status und Anerkennung. Das machen die Blogger allerdings auch. Ich denke, hierbei haben deutsche Blogger sogar einen Vorteil, weil sie ihr wahres „ich“ aus dem Alltag sehr wohl mit in die Umsetzung ihrer Beiträge einbringen können.

2. Wissen:
Felix schreibt:

…und kümmern sich eher um die Fähigkeiten und Voraussetzungen, die wichtig sind für ihren Beruf…

Ist es denn nicht genau das, was ein deutscher Blogger auch macht? Er kümmert sich genau darum. Er hat bereits einen gewissen Wissenschatz, durstet allerdings nach immer mehr. Wie im Beruf, will er mehr erreichen als nur einer von vielen zu sein. Dafür lernt er, dafür geht er auf Weiterbildung, dafür macht er alles, damit sein Wissenstand höher ist, als der von den anderen.

3. Hingabe:
Hingabe ist beim bloggen mit die wichtigste Voraussetzung. Man merkt ganz schnell, ob ein blogger mit Herz und Seele in seinem Element ist, oder er nur schreibt, weil er sonst nichts zu tun hat. Und wiederum lässt sich dieses Verhalten auch im realen Leben bei den Deutschen feststellen. Denn genau die Tatsache, dass er nach mehr strebt, dass er sich um seine Karriere kümmert, dass er einen bestimmten Status erreichen will, macht ihn zur Sklaven seiner Arbeit. Überstunden, Mehrarbeit, das sind keine Fremdwörter für ihn. Und ein Blogger ist genauso. 8-10 Stunden Arbeit, dann ab nach Hause und den Rechner an. Lesen, lernen, recherchieren und schreiben. Er vergisst alles um sich und ist in seiner Welt.

4. Ausdauer:

Du musst was tun, um wer zu sein!

Dieser Spruch gilt im Alltag für den Deutschen. Wenn er was erreichen will, braucht er Ausdauer, denn es ist noch nie ein Meister vom Himmel gefallen. Und genauso verhält es sich auch mit seinem Blog. Niemand schafft es an einem Tag, auf Platz eins bei Google. Niemand hat von vorn herein eine Hundertschaft an Lesern hinter sich. Das braucht alles seine Zeit.
Stefan Zwanzger, einer der berühmtesten Blogger (er gründete damals www.affiliate.de), der mit 27 in Vorruhestand ging, sagte letztens in einem Artikel von Webselling: „Du investierst 6 Monate in den Content, das Layout und das Marketing von deinem Blog, und dann müsste auch Geld fliessen
Er muss es wissen, schliesslich wurde er durch Affiliate Marketing reich!
Genau das Zeigt doch: Ein Blogger braucht Ausdauer um erfolgreich zu sein. Und so ist es auch im wahren Leben. Der Deutsche strebt, der Deutsche will, und wenn er das nötige Zeug hat, dann wird er auch!

5. Kritikfähigkeit:
Dies ist meiner Meinung nach der einzige Punkt, bei dem ich Felix recht geben muss.
Denn ein Blogger braucht Kritikfähigkeit. Mitnichten schafft er es, jedem sein Freund zu werden. Oft genug stößt er auf Ablehnung, andere Meinungen und Menschen, die es anscheinend besser wissen. Hier muss er sich ein dickes Fell anlegen. Denn im Internet schreibt jeder seine Meinung so, wie er es meint. Durch die Anonymität des Internet kann so jeder seine Kritik äußern, ohne erkannt zu werden. Wenn ein Blogger damit nicht umgehen kann, wird er nach ein paar heftigen Attaken sein Blog dicht machen.

Hier ist der Deutsche anders. Die wenigsten Menschen vertragen Kritik. Sie kritisieren gerne andere, doch eigene Fehler werden übersehen und für nicht so schlimm erachtet. Wenn jemand dann auch noch den Mut hat offen einen anderen zu kritisieren, geht dieser kaum auf seine Aussagen ein, sondern sofort in die Verteidigung und greift wieder an. Hier hat Felix recht, denn die Eigenschaft, auch schlechte Kommentare zu akzeptieren und diese auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen ist eine kleine Schwachstelle bei deutschen Bloggern.

Meine Meinung hierzu? Ich schreibe wie ich es denke und lasse anderen ihre Meinung zu. Und sollte ich mal daneben greifen und die Leute führen sich deswegen auf…umso besser, denn nichts bringt mehr Leute auf eine Seite, als Schadenfreude und die Neugier, wer alles noch auf den Autor herumhakt. Somit gilt: Bad news are good news.

Fazit:
Ich denke in diesem Punkt habe ich aufzeigen können, dass die Art der Deutschen zum Großteil sich hervorragend fürs bloggen eignet. Genau die Eigenschaften, die einem Menschen ausmachen, der sich um seine Karriere kümmert, machen auch einen guten Blogger aus.

Im 5. Teil der Reihe, warum bloggen in Deutschland nicht funktioniert, geht es um eine der interessantesten Thesen von Felix: umd die Angst vor Blamage.

PS: Hier ist der Link zu dem Abschiedsbrief von Stefan Zwanzger von 20.12.2006. Sehr lesenswert!

4 Antworten to “Funktioniert Bloggen in Deutschland? Teil4”

  1. nachrichten sagt:

    Wirklch sehr informativ! Werde aufjedenfall wieder kommen. Danke fuer den Beitrag.

    Gruss
    Andres

  2. waelti sagt:

    Recht herzlichen Dank für die Serie. Kritik – keine 😉

    Dem Punkt – die mangelnde Kritikfähigkeit – stimme ich aber sowas von uneingeschränkt zu. Das ist so stark und soweit verbreitet… das betrifft manchmal sogar mich selbst 🙂

  3. Britta Stahl sagt:

    „Hier ist der Deutsche anders. Die wenigsten Menschen vertragen Kritik. Sie kritisieren gerne andere, doch eigene Fehler werden übersehen und für nicht so schlimm erachtet.“
    Bin eher der Ansicht, dass die meisten Menschen in Deutschland Kritik vertragen können – oftmals wird sich (gerade im anonymen Internet) im Ton vergriffen, sodass dann die Menschen nicht mehr empfänglich für die evtl. berechtigten Kritikpunkte sind.

  4. Ben sagt:

    Hi Tibor, schöne Artikelserie. Die Punkte 2 bis 4 verschwimmen meiner Meinung nach. Für das Streben nach Wissen um sich qualitativ zu einem Thema auszulassen bzw zu bloggen setzt die selbe Ausdauer und Hingabe wie das Bloggen selbst vorraus. Sehr wichtig ist aber neben den genannten Punkten aber eben das man kein Halbwissen verbreitet. Manchmal habe ich das Gefühl Blogger wollen jeden Mist loswerden der ihnen in den Sinn kommt nur um möglichst frequent Artikel zu veröffentlichen. Für mich macht einen guten Blogger aus nicht zuviel, aber dafür immer wichtige und interessante Artikel zu schreiben. Und das geht auch in Deutschland.

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